Ableitungen mit Mikroelektroden in den Stammganglien des Menschen

Zusammenfassung Bei bisher 35 Patienten mit Erkrankungen des extrapyramidalmotorischen Systems wurden während stereotaktischen Operationen unipolare Ableitungen mit Mikroelektroden (zwischen 1–20) gewonnen. Die Technik wird beschrieben. Untersucht wurde die Änderung des Erregungsmusters einzelner Neurone während aktiver Bewegung und beim Spontantremor anhand der Einzelzellaktivität, des Tiefen-EEG und des Elektromyogramms.28 der im V. o. thalami und im Pallidum registrierten Neurone zeigten bei aktiven und passiven Bewegungen verschiedener Muskelgruppen eine Änderung der neuronalen Entladung in vergleichbarer Sequenz. Zur Auswertung zählten wir die Spikes für jeweils 100 msec aus und stellten sie graphisch den Entladungskurven gegenüber. Meist reagierte die Einheit bereits auf die Ankündigung und die Aufforderung zur Bewegung jeweils mit einer vermehrten Entladung; das Entladungsmuster des Muskels und der Tremor zeigten währenddessen Phasen verminderter Aktivität. Während der aktiven Innervation war die neuronale Entladung vermindert bis unterbrochen. Eine verstärkte Neuronentladung fand sich bei und nach Bewegungsende. Verschiedene Einzelneurone, im gleichen Kerngebiet registriert, zeigten ein vergleichbares Verhalten bei Innervation differenter Muskelgruppen. Sichere Beziehungen zwischen dem spontanen Tremor und (mit etwa 20 msec Latenz folgenden) rhythmischen Entladungen der Einzelneurone konnten wir nur in wenigen Fällen feststellen. Eine Verstärkung der Mikroentladungen war in der latenten Phase bis zur aktiven Bewegung — erkennbar am Muskelaktionsmuster — regelmäßiger als eine Verminderung der Einzelzell-Aktivität bei der Bewegung selbst. Doch war in einigen Fällen die Zahl der Neuronentladungen bei starker muskulärer Tonisierung am deutlichsten verändert. Zeigten sich neben kleinen Spitzen auch größere vor Bewegungsbeginn gruppiert auftretende Entladungen, so waren sie während der aktiven Innervierung meist gehemmt.Mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.