Abstract: | Zusammenfassung Die Phoniatrie hat für das Funktionelle im Krankheitsgeschehen noch keine endgültige und voll befriedigende Begriffsbestimmung gefunden. In der Vielfalt der Meinungen gibt es Ansichten, die das Funktionelle als eine nur zwischenzeitliche pathophysiologische Einstufung betrachten, solange mit den vorhandenen technischen Mitteln ein der Stimmstörung zugrundeliegendes organisches Substrat noch nicht erkannt werden kann. Ihre Vertreter vermuten dieses im Feinbau der beteiligten Organe und in Störungen der Mikrobiologie der Funktionsabläufe. Andere Phoniater glauben, Deutung der Vorgänge und diagnostische wie therapeutische Nutzanwendungen aus den Denkansätzen der Kybernetik und aus psychosomatischen Betrachtungsweisen gewinnen zu können. — Von neueren Diskussionen wird berichtet, die sich mit der Heiserkeit beschäftigen, ihren lokalen Entstehungsbedingungen, ihren akustischen Qualitäten und einer Bestimmung ihres Schweregrads. — Die im Ursachengefüge komplexen funktionellen Dysphonien werden in ihrer Vielfalt von einander abgegrenzt und in den sie charakterisierenden Besonderheiten abgehandelt, hierbei auch Tendenzen und Erfahrungen in der speziellen Therapie berichtet. Die beiden polaren Prinzipien eines zu viel und eines zu wenig im Funktionieren der physiologischen Abläufe greifen dabei weit über den Kehlkopf als sogenanntes Stimmorgan hinaus. Ein größerer Sektor ursächlicher Beteiligung wird von nervalen und mehr noch von psychischen Faktoren beansprucht; letztere haben ihren Ursprung meist in der Persönlichkeitsstruktur des Stimmkranken. Darauf muß sich auch jegliche Therapie einrichten, wenn sie Erfolge erzielen will, z. B. durch Gruppentherapie. Typische Formen und besonderes Ausmaß der Stimmleistung beim Sänger, Lehrer, bei der Kindergärtnerin und beim Soldaten verursachen auch spezielle funktionelle Schäden der Stimme und verlangen eine hierauf gerichtete gezielte Therapie. Es werden Zusammenhänge zwischen Beruf und Stimme erörtert wie auch die Frage, ob eine funktionelle Stimmstörung eine Berufskrankheit sein könne. Sonderformen der funktionellen Stimmstörungen wie Kontakt-Ulkus und Monochorditis vasomotorica werden mit der ihnen noch anhaftenden Problematik beschrieben, wie auch die den funktionellen Stimmstörungen mit fließenden Übergängen zugehörigen organischen Folgeschäden. Das betrifft besonders die Stimmlippenknötchen und manche Polypen; sie erfordern ein vom Befund her bestimmtes, differenziertes und bedachtsames ärztliches Vorgehen. Zielsetzungen und Möglichkeiten jeglicher Therapie funktioneller Stimmstörungen werden ausführlich dargestellt, jeweils praktischen Bedürfnissen der Stimmtherapie Rechnung tragend. Es werden die übenden Verfahren beschrieben und begründet, dazu werden Erfahrungen mit psychischen Einwirkungsmöglichkeiten, solchen der Physiotherapie und der unterstützenden medikamentösen Behandlung berichtet. Mitteilungen über Häufigkeit, Schweregrad, Behandlungsdauer und Behandlungsergebnisse ergänzen das Gesamtbild. |