Kardiale Manifestationen der HIV-Infektion

Zusammenfassung. Die Infektion mit dem humanen Immundefizienzvirus (HIV) betrifft nicht nur das Immunsystem des menschlichen Organismus, sondern schließt vielmehr eine Reihe weiterer Organsysteme mit ein. Es wird angenommen, dass bei 5-15% der HIV-positiven Patienten kardiale Manifestationen auftreten. Zu den häufigsten HIV-assoziierten kardialen Manifestationen gehören der Perikarderguss und die chronisch aktive, fokale oder diffuse Myokarditis. Endokardiale Manifestationen bei HIV-positiven Patienten treten in Form der infektiösen Endokarditis und der nichtbakteriellen thrombotischen Endokarditis auf. In der Regel weisen HIV-assoziierte kardiale Manifestationen einen langsam progredienten Krankheitsverlauf auf. Komplikationen sind Folge eines langfristig unentdeckten Fortschreitens der Erkrankung, aber auch schnell progredienter Verlaufsformen. Aufgrund der Vielzahl HIV-assoziierter kardialer Manifestationen und deren möglicher Komplikationen ist daher neben der Früherkennung ein effektives diagnostisches und therapeutisches Vorgehen erforderlich. Seit Einführung der Proteaseinhibitoren in den 90er Jahren und der Anwendung der hochaktiven antiretroviralen Kombinationstherapie (HAART) konnten sowohl Mortalität als auch Morbidität der HIV-Infektion deutlich gesenkt werden. Die Auswirkungen der HAART auf das kardiovaskuläre System sind bisher nur in Ansätzen bekannt. Als Nebenwirkungen wurden metabolische Veränderungen in Form von Hyperlipoproteinämie und Insulinresistenz bei einer Vielzahl HIV-positiver Patienten beobachtet. Es kann davon ausgegangen werden, dass durch den Anstieg der kardiovaskulären Risikofaktoren unter der HAART in den nächsten Jahren eine erhöhte Rate kardialer Erkrankungen bei HIV-positiven Patienten auftreten wird. In dem vorliegenden Übersichtsartikel wird ein Überblick über die häufigsten kardialen Erkrankungen bei HIV-Infektionen gegeben. Zusätzlich werden Vorschläge zu Diagnostik und Therapie unterbreitet und eine Einschätzung über Veränderungen der HIV-assoziierten kardialen Manifestationen nach Einführung der HAART vorgenommen. Abstract. The human immunodeficiency virus (HIV) does not only affect the immune system. Other organs including the cardiovascular system are influenced by the HIV as well. Most common HIV-associated cardiac manifestations are pericardial effusion and chronic active, focal or diffuse myocarditis. In addition to peri- and myocardial disease, endocardiac manifestations occur as infective endocarditis and nonbacterial thrombotic endocarditis in HIV-infected patients. Although most of the cardiac manifestations associated with HIV-infection exhibit a slow progression, rapid courses may lead to fatal complications. Early screening of HIV-infected patients will identify the potentially fatal complications of HIV disease and permit efficient treatment. The use of highly active antiretroviral therapy (HAART) significantly reduced the mortality and morbidity of HIV-infected patients. However, the impact that HAART will have on the incidence and prevalence of cardiac complications in HIV-infected patients is still unknown. It can be predicted, that the long-term viral infection and the increase of cardiovascular risk factors by HAART will probably lead to an increased prevalence of HIV-infected individuals with cardiac complications in the next decade. The present review describes the most frequent HIV-associated cardiac manifestations including diagnostic and therapeutic perspectives.     

Rede zur Er?ffnungsfeier der 110.Tagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin am 18.April 2004 in Wiesbaden

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