Zur klinischen Bedeutung der Eiweiss-Eisen-Stoffwechselbeziehungen

Zusammenfassung 1. Die Forschungsergebnisse der letzten Jahre weisen darauf hin, daß zwischen demEisen- und demEiweißstoffwechsel des Organismus sehrenge Beziehungen bestehen. Als allgemein gültiger Grundsatz gilt dabei,daß Störungen im Eiweißstoffwechsel, die wir klinisch alsDysproteinämien erfassen, so gut wie immermit Störungen im Eisenstoffwechsel einhergehen, was bei experimentellen und klinischen Untersuchungen stets zu berücksichtigen ist.2. Unterteilt man den Gesamteisengehalt des Organismus in 1.Funktionseisen (Hämoglobin, Myoglobin, Cytochrome), 2.Transporteisen (Transferrin, Siderophilin), 3.Lagereisen (Ferritin, Siderin) so ist es ratsam, auch eine entsprechende Unterteilung der zugehörigen Proteinkomponenten vorzunehmen. Man unterscheidet also zwischen 1.Funktionsproteinen, 2.Transportproteinen und 3.Lagerproteinen, die sich alle durch eine strenge Spezifizität auszeichnen.3. Die Einbeziehung der Eiweiße in den Fragenkomplex des Eisenstoffwechsels ist in praktischer Hinsicht von wesentlicher Bedeutung; so liegenden echten Infekt- bzw. Tumoranämien pathogenetisch Eiweißstoffwechselstörungen zugrunde und eine orale oder parenterale Eisentherapie muß daher nutzlos sein. Lebercirrhosen, besonders aber Hämochromatosen, weisen Störungen vor allem imGefüge der Lagerproteine auf, womit sich die Überflutung des Organismus mit Eisen erklärt. Die Störungen des Eisenstoffwechsels beimegalocytären Anämien sindsekundärer Natur, da diese als echteProteinmangelanämien anzusprechen sind, wobei es sichum einen Mangel des spezifischen Funktionsproteins handelt. Dieses Defizit geht primär auf den durch Vitamin B₁₂- bzw. Folsäuremangel bedingten, abwegigen Stoffwechsel der Nucleotide zurück.4. Einige aus diesen Feststellungen sich ergebende praktische Lehren für dieTherapie der Anämien wurden kurz besprochen.