Abstract: | Zusammenfassung Die beiden Sulfonamide Sulfafurazol und Sulfamethoxazol senken die Blutglucosekonzentration von Ratten im Hunger. Diese Wirkung tritt dosisabhängig auf und erreicht bei 450 mg Sulfafurazol/kg bzw. 200 mg Sulfamethoxazol/kg ein Maximum. Da beide Sulfonamide methylierte Isoxazolringe enthalten, wurde untersucht, ob dieser Effekt mit der blutzuckersenkenden Wirkung des 3,5-Dimethylisoxazol vergleichbar ist, das vor allem bekannt geworden ist, weil es die Konzentration der unveresterten Fettsäuren im Blut erniedrigt. Es zeigte sich jedoch, daß die Wirkung beider Sulfonamide eher der hypoglykämischen Reaktion auf das Sulfonylharnstoffderivat Tolbutamid entspricht. Die Konzentration der unveresterten Fettsäuren im Plasma wurde durch Tolbutamid und Sulfafurazol geringfügig, durch Sulfamethoxazol nicht erniedrigt. Bei schwer alloxandiabetischen Ratten vermochten Sulfafurazol und Sulfamethoxazol ebensowenig wie Tolbutamid die erhöhte Konzentration der Glucose und der Fettsäuren im Blut zu senken. An eviscerierten Ratten, deren Pankreas bei dem Eingriff entfernt wurde, waren beide Sulfonamide ebenso wie Tolbutamid ohne Wirkung auf die Blutzuckerwerte. Dagegen war der blutzuckersenkende Effekt ebenso wie der des Tolbutamids bei hepatektomierten Ratten mit erhaltener endokriner Pankreasfunktion nachzuweisen. Obwohl in der Isoxazolgruppe des Sulfamethoxazols ein Stoff gefunden wurde, der in niedrigen Dosen die Konzentration der unveresterten Fettsäuren im Plasma senkt, schließen diese Ergebnisse aus, daß die geprüften Sulfonamide entweder selbst oder über aus ihnen gebildete Metabolite die Glucosekonzentration im Blut in gleicher Weise erniedrigen, wie die Lipolysehemmstoffe vom Typ des 3,5-Dimethylisoxazols. Ihre Wirkung an der Ratte entspricht vielmehr derjenigen des Tolbutamids. Da Ratten besonders empfindlich auf Sulfafurazol und Sulfamethoxazol reagieren und selbst hier hohe Dosen erforderlich waren, um einen Effekt auf die Blutglucosekonzentration nachzuweisen, erscheint es wenig wahrscheinlich, daß diese Verbindungen bei der üblichen Dosierung am Menschen hypoglykämische Zwischenfälle auslösen können.Herrn Professor Dr. L. Lendle in Verehrung zum 70. Geburtstag gewidmet. |